Alfred Jonathan Steffen, *16.2.1928 – †16.4.2012
„Ich erinnere mich, dass ich der Mutter nachgekrochen bin auf einer Naturtreppe aus Holzbalken und Erde. Dort bin ich also hochgekrochen und sah von oben auf das Haus und den Garten. Das habe ich bewusst wahrgenommen und wusste, dass ich dahin gehöre, und von diesem Augenblick an habe ich mich selber beobachtet und habe mich wie von aussen gesehen. Ich wusste, dass ich anders fühle als die meisten Menschen, aber es hat mich nicht beunruhigt, ich war einfach neugierig. Das war als ich noch auf allen Vieren ging….das ist sehr früh!“
Veronika Minder und Efa Mühlethaler, Toninterview, Bob Steffen (Bern, 2.3.2012)
Alfred Jonathan «Bob» Steffen, am 16.2.1928 geboren, wächst in prekären Verhältnissen auf. Schon früh wird ihm bewusst, dass er anders ist als die Anderen. Als Jugendlicher – während der Verdunkelung – lernt er im Rotlichtviertel am Berner Hauptbahnhof verdeckt lebende Homosexuelle kennen, und bald verkehrt der attraktive Lehrling mit Vorliebe in «verkehrten Kreisen». Seine Wochenenden verbringt er im Sommer regelmässig in Männerbegleitung im Tessin, meistens in der Gegend rund um Ascona und den Monte Verità.
Nach der Ausbildung zum Dekorateur macht Bob, wie er sich später nennt, Karriere und ist auf dem Höhepunkt seiner Laufbahn berühmt für seine Arbeiten mit Stoffen. Bob sieht gut aus, hat Charisma, Charme und Esprit. Von den 1950ern bis in die frühen Siebziger gehört er zum «Kuchen» der Künstler, Nonkonformisten und Bohèmiennes in der Berner Altstadt und führt ein ziemlich exzessives Party- und Privatleben. Als er am 16. April 2012 mit 84 Jahren stirbt, hinterlässt er über 6’000 aussergewöhnliche Fotografien.